Werden Lamborghini Aventador, Porsche GT3 und Ferrari 488 zur Nebensache, dann bist du an einem der Supercar Owners Circle. Der von zwei Schweizer Brüdern gegründete, exklusive Klub hat bereits jetzt schon Kultstatus erlangt. Nur die automobile Crème de la Crème wird zugelassen – egal ob Oldtimer oder modernes Hypercar, Hauptsache schön, rar und teuer. Wir erhielten Einblick in die Welt des Supercar Owners Circle – kurz SOC – und die Entstehung des edlen Events. Und wie wird man Mitglied eines solch exklusiven Klubs? Geld allein reicht nicht...
Wie alles begann
Es ist Dezember 2013. Das Luxushotel «The Chedi Andermatt» hat seine Türen nach einer langen Bauphase endlich geöffnet. Das 1500-Seelen-Dorf hat ein architektonisches Meisterwerk ins Örtchen erhalten. Doch was macht man mit solch einem luxuriösen Hotel an diesem Ort? Die Zürcher Brüder Florian und Stefan Lemberger, beide mit reichlich Benzin im Blut und in der Immobilienbranche aktiv, haben eine Idee. Warum nicht mitten in den Alpen einen Supercar-Event auf die Beine stellen – angereichert mit den schönsten Automobilen und an einem wunderschönen Ort mit tollem Hotel? Andermatt, Tor zu den Alpen und deren Pässen, eignet sich dazu perfekt. Das passende Hotel gibt es nun ebenfalls. Im Spätsommer 2014 ist es endlich so weit, der erste Supercar Owners Circle, damals hiess es noch Supercar-Weekend, findet statt. Der Event, welcher im ersten Jahr zwar eher im kleinen Kreise abläuft, ist ein voller Erfolg. In den folgenden Jahren wächst die Gruppe stetig und wird immer grösser. Mittlerweile finden die Supercar Owners Circle weltweit statt und haben einen festen Platz in der Szene erhalten.
«Unsere Intention ist es, zur weltweit anerkannten Plattform für Sammler zu werden.»
Florian Lemberger, Mitgründer SOC
Die Kriterien
Die Plätze im Klub sind streng limitiert. Total gibt es 150 feste Mitgliederplätze von welchen nur wenige noch frei sind. Über ein Anmeldeverfahren der Internetseite des SOC kann man sich als Mitglied bewerben. Das wichtigste Aufnahmekriterium ist die eigene Sammlung. Ob es sich um Oldtimer, historisch bedeutungsvolle (Renn-) Fahrzeuge oder «nur» um moderne Super- und Hypercars handelt, ist dabei sekundär. Die Mitglieder stammen aus der ganzen Welt: aus Nordamerika, Südamerika, Asien, dem Nahen Osten und natürlich aus Europa. Der Hauptevent findet jeweils in der Schweiz statt, doch es gibt weitere Treffen in Dubai, Miami, Mailand und anderen Destinationen. Jedes Mitglied zahlt eine jährliche Teilnahmegebühr und erhält dafür zahlreiche Benefits wie Rabatte in Partnerhotels, bei renommierten Luxusmarken und Unterstützung rund um das Thema Auto, so etwa beim An- und Verkauf, Transport und Unterhalt. Als Member hat man zudem die Möglichkeit, an den SOC Private Events teilzunehmen. Diese Veranstaltungen stehen nur den Mitgliedern offen und werden meist in privaten Sammlungen gehostet. Um es gleich vorwegzunehmen: Gerast wird bei den Events nicht. So messen sich alle Teilnehmer in ihren exklusiven Supercars nur auf abgesperrten Strecken, um das volle Potenzial ihrer Boliden abzurufen – ein Spektakel für die Zuschauer, die dann links und rechts gespannt auf die Piste schauen.
Andermatt von Gstaad übertrumpft
Das erste Mal seit sechs Jahren ging heuer der Hauptevent nicht in Andermatt, sondern in Gstaad über die Bühne. Einen festen Grund für die Änderung gibt es keinen. Das Organisationskomitee wollte schlicht etwas Neues testen und suchte dazu eine andere Kulisse. Gefunden hat es diese im international bekannten Nobelresort im Berner Oberland. Ob es im nächsten Jahr wieder Gstaad sein wird, blieb deshalb offen. Die Chance, dass der Supercar Circle nach Andermatt zurückkehrt, steht dem Ort im Kanton Uri für das kommende Jahr definitiv noch offen. Neue Events brachte das SOC-Team und einige seiner Mitglieder zudem mit einer Reise nach Le Mans auf den Terminplan, wo am Rennwochenende auch ein kleiner, sehr exklusiver Event für ausgewählte Mitglieder stattfand. Kurz vor Rennbeginn winkte als Krönung gar eine Runde über die Rennstrecke – mit dem eigenen Auto wohlverstanden. Bei der eben zu Ende gegangenen Mille Miglia 2020 war der SOC auch dabei, neu als fester Partner der Veranstaltung. Als kleines Schmankerl besuchte die SOC-Gruppe Nicola Bulgaris Sammlung in Mailand.
Grösse und Qualität in Gstaad
Nein, die in diesem Artikel zu sehenden Boliden sind nicht das «Best-of» aller Events der letzten sieben Jahre, sondern das Ergebnis der jüngsten Veranstaltung im September in Gstaad – was eher erstaunt. Zu Planungsbeginn rechneten die Organisatoren mit weit weniger Teilnehmern als sonst. Die SOC-Mitglieder aus Argentinien, Nordamerika, Asien und Dubai, die normalerweise ihren Weg in die Schweizer Alpen finden, konnte man durch die gegebenen Umstände nicht erwarten. So weit, so gut. Doch die Supercar-Besitzer aus den europäischen Nachbarländern sorgten zusammen mit den zahlreichen Schweizern für keinerlei Einbruch an Grösse UND Qualität des Events.
Gstaad im Ausnahmezustand, der Ablauf
Das Gstaad-2020-Meeting startete mit einer Aufreihung aller Fahrzeuge auf der «Gstaad Promenade». Danach konnten die Teilnehmer eine abgesperrte Strasse zum «Glacier 3000» befahren, eine Gelegenheit, die gerne genutzt wurde, und ein gelungener Prolog vor dem abendlichen Dinner. Der Samstagmorgen startete dann mit einem Speed-Racing auf dem Flugplatz Saanen. Richtig Gas geben bis ans Limit, hier war dies ganz legal und zur Freude der zahlreichen Zaungäste möglich. Im Hangar wurde derweil für Verpflegung und zusätzliche Unterhaltung mit Präsentationen von Automobilherstellern gesorgt. Nach der Action am Flugplatz fuhr ein hochkarätiger Konvoi durch die Berner Alpen zum Fototermin. Während die meisten Teilnehmer danach wieder zurück zum «Gstaad Palace» beziehungsweise zum «The Alpina Gstaad» fuhren, nutzte ein kleiner Teil der Gruppe die Gelegenheit zur Besichtigung des hochsicheren Rechenzentrum «Swiss Fort Knox». Ohne eine einzige Kamera ging es mehrere 100 Meter tief den Berg hinein zum Besuch der unglaublichen Militäranlage. Zum Abschluss wartete das Gala-dinner inmitten der automobilen Preziosen, in der Tiefgarage in einem der Hotels. Der Sonntag war, wie es sich gehört, der ruhigste Tag. Präsentationen von Koenigsegg und Pagani, deren Geschäftsführer ebenfalls in Gstaad anwesend waren, prägten den Abschluss des Wochenendes. Florian Lemberger, einer der beiden Gründer: «Unsere Intention ist es, zu einer weltweit anerkannten Kommunikationsplattform für Sammler zu werden. Das SOC-Netzwerk soll stetig grösser werden und an Bedeutung für alle jetzigen und künftigen Teilnehmer gewinnen.»
Text: Dario Fontana, Fotos: Dario Fontana
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